Schreibblockade

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Eine Schreibblockade (auch Schreibstau oder Writer’s block) ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten ein Autor dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage zu schreiben ist. Sie kann als Spezialfall der Kreativitätsblockade gesehen werden. Darunter leiden besonders Schriftsteller,[1] Journalisten[2] und Studenten beim Schreiben von Haus- und Examensarbeiten.[3]

Erscheinungsformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Einzelnen kann eine Schreibblockade die folgenden Erscheinungsformen aufweisen:

  • Es fällt schwer, einen Textanfang zu finden.[4]
  • Der Text wird zwar geplant, es gelingt aber nicht, ihn zu schreiben.[5]
  • Der Schreibprozess wird – oft mehrfach – unterbrochen und häufig auch ganz abgebrochen.[6]
  • Der Verfasserin bzw. dem Verfasser erscheint das bisher Geschriebene als nicht gut genug.[7]
  • Die Ideen und/oder die Formulierungen bleiben aus.[8]
  • Das Schreiben wird als qualvoll empfunden. Häufig treten schon beim Gedanken an die Anfertigung der Arbeit oder beim Anblick des Bildschirms körperliche Symptome wie Unwohlsein oder Nervosität auf und es werden Vermeidungshandlungen wie Aufräumen, Putzen etc. ausgeführt.[9]
  • Passagen aus fremden Texten werden nicht in eigenen Worten wiedergegeben, sondern es wird wörtlich zitiert. Der eigene Text wird dadurch zu umfangreich und es entstehen Brüche. Beides führt häufig zum Abbruch.[10]

Ähnliche Blockaden können auch in anderen Kommunikationsbereichen auftreten, zum Beispiel in der bildenden Kunst (Zeichenblockade) oder beim Songwriting.[11] Das Gegenstück zur Schreibblockade ist der Schreibzwang (Hypergraphie).[12] Beide Phänomene können auch bei ein und demselben Autor auftreten, wobei eine Schreibblockade jeder erleiden kann, während die häufig krankhaften Schreibzwänge erheblich seltener auftreten.[13]

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Beratungsgesprächen mit blockierten Schreibern ließen sich unter anderem die folgenden Ursachen ausfindig machen:

  • Eine innere Auflehnung gegen diese Anforderung.[14]
  • Fehlende oder unzureichende Konzepte.[15]
  • Der Anspruch, sofort einen fehlerfreien, perfekten Text schreiben zu müssen.[16]
  • Komplexe, aus mehreren Erzählsträngen bestehende und daher schwer überschaubare Struktur der zu schreibenden Texte.[17]
  • Ein Zuviel an zu verschriftlichendem Material oder Unordnung desselben.[18]
  • Eine unzureichende oder falsche Vorstellung von einem künftigen Leser, insbesondere die Angst vor einem überaus kritischen Leser, zum Beispiel vor dem Professor, der eine Haus- oder Examensarbeit beurteilen wird.[19]
  • Angst zu versagen und sich vor anderen zu blamieren.[20]
  • Als weitere Ursache nennt Flaherty psychische Probleme, insbesondere Depression oder bipolare Störungen.[21]
  • Neurologisch werden Schreibblockaden mit einer Fehlfunktion des Hirnlappens in Verbindung gebracht.[22]

Überwindung von Schreibblockaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zu dem krankhaften und als unheilbar geltenden Schreibzwang[23] lassen sich Schreibblockaden im Allgemeinen gut überwinden. Erfahrenen Schreibern gelingt dies meistens ohne fremde Hilfe. In schwerwiegenden Fällen können sich Studierende an die an vielen Universitäten eingerichteten Beratungsstellen wenden. Die dort tätigen Fachkräfte (Psychologen und ausgebildete Schreibberater) erarbeiten zusammen mit den Klienten zuerst eine (vorläufige) Diagnose und erkunden dazu die Details der jeweiligen Störung: Seit wann ist sie aufgetreten? Zum Beispiel schon bei Schulaufsätzen oder erst im Studium? Erst kürzlich oder schon bei früheren Hausarbeiten? Bei welchen Textarten? Eher beim Planen oder eher beim Formulieren? Was fällt beim Schreiben leicht und was schwer? Könnten auch psychische Probleme eine Rolle spielen? Stellt sich heraus, dass inadäquate Schreibstrategien im Vordergrund stehen, entwickeln die Beratenden – wieder zusammen mit den Studierenden – alternative Strategien.[24] Bei schwerwiegenden psychischen Problemen empfiehlt es sich, ärztliche und psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen.[25]

Schreibblockaden in Literatur und Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schreibblockaden (und deren Überwindung) sind ein durchaus beliebtes Thema in der fiktionalen Literatur und im Film, was zeigt, dass die Schreibblockade selbst auch zur Inspiration genutzt werden kann. Der Schriftsteller Stephen King beispielsweise bringt seine eigenen Erfahrungen gleich in mehreren Romanen ein.

Weitere Autoren, die bekanntermaßen an schwerwiegenden Schreibblockaden litten:

Schreibblockaden in Romanen:

Schreibblockaden als Thema im Film:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (chronologisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dennis Upper: The unsuccessful self-treatment of a case of “writer's block” In: Journal of applied behavior analysis. Band 7, Nummer 3, 1974, S. 497, PMID 16795475, PMC 1311997 (freier Volltext).
  • Mike Rose: Writer’s block: The cognitive dimension. Carbondale 1984: Southern Illinois University Press (PDF)
  • Gabriela Ruhmann: Schreibprobleme-Schreibberatung. In: Jürgen Baurmann, Rüdiger Weingarten (Hrsg.): Schreiben. Prozesse, Prozeduren und Produkte. Westdeutscher Verlag, Opladen 1995, ISBN 3-531-12627-X, S. 85–106.
  • Gabriela Ruhmann: Exkurs: Schreibblockaden und wie man sie überwindet. In: Karl-Dieter Bünting, Axel Bitterlich, Ulrike Pospiech: Schreiben im Studium. Ein Trainings-Programm. Cornelsen Scriptor, Berlin 1996, ISBN 3-589-20997-6, S. 108–119.
  • Otto Kruse: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. Campus, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-593-34938-8 (Reihe Campus – Studium 1074), (5. Auflage. ebenda 1997, ISBN 3-593-35693-7 %CITAVIPICKER£3-593-35693-7£Titel anhand dieser ISBN in Citavi-Projekt übernehmen£% (Campus concret 16)).
  • Alice W. Flaherty: Die Mitternachtskrankheit. Warum Schriftsteller schreiben müssen. Schreibzwang, Schreibrausch, Schreibblockade und das kreative Gehirn. Aus dem Amerikanischen von Käthe H. Fleckenstein. Autorenhaus, Berlin 2004, ISBN 3-932909-39-9.
  • Gisbert Keseling: Die Einsamkeit des Schreibers. Wie Schreibblockaden entstehen und erfolgreich bearbeitet werden können. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14169-4.
  • Helga Esselborn-Krumbiegel: Tipps und Tricks bei Schreibblockaden. UTB, München 2015, ISBN 978-3-8252-4318-0.
  • Kristina Folz, Detlef J. Brauner, Hans-Ulrich Vollmer: Studi-SOS Bachelorarbeit. Erste Hilfe fürs wissenschaftliche Arbeiten. Verlag Wissenschaft & Praxis 2015, ISBN 978-3-89673-690-1.
  • Emma Huber: Innerer Dialog und Textproduktion. Ein Beitrag zur Überwindung von Schreibhemmungen Studierender beim Verfassen ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. Lang, Frankfurt 2015, ISBN 978-3-631-65570-2.
  • Daniel Fitzke: 30 Minuten Schreibblockaden lösen. GABAL Verlag, Offenbach 2018, ISBN 978-3-86936-881-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. siehe dazu ausführlich Rose 1984
  2. siehe dazu ausführlich Perrin 1999
  3. siehe dazu ausführlich Keseling 2004
  4. siehe Ruhmann 1995, S. 87 und Keseling 2004, S. 113
  5. siehe Ruhmann 1995, S. 87, Keseling 2004, S. 70 f.
  6. siehe Keseling 1997, S. 225 und Keseling 2004, S. 40 ff. und S. 77
  7. siehe Ruhmann 1995, S. 87 und Huber 2015, S. 115 ff.
  8. siehe Keseling 2004, S. 37 ff. 108
  9. siehe Ruhmann 1995, S. 87, Ruhmann 1996, S. 110, Keseling 2004, S. 122
  10. siehe Ruhmann 1995, S. 91 und Keseling 2004, S. 96 ff.
  11. Musikwissen.com: Songwriting Blockaden überwinden und Writer’s Block schlagen. In: Musikwissen. Musikwissen, 1. August 2018, abgerufen am 15. Februar 2019 (deutsch).
  12. siehe Flaherty 2004, S. 108
  13. siehe Flaherty 2004, S. 107 ff.
  14. siehe Rückert 1994, S. 26 und Huber 2015, S. 120
  15. siehe Keseling 2004, S. 70 ff.
  16. siehe Folz/Brauner/Vollmer 2015, S. 129f.
  17. siehe Perrin 1999
  18. siehe Ruhmann 1995, S. 87
  19. siehe Keseling 2004, S. 108 ff.
  20. Antos 1982, S. 33 und Huber 2015, S. 121
  21. siehe Flaherty 2004, S. 158 ff.
  22. siehe Flaherty 2004, S. 163
  23. Flaherty 2004, S. 27 ff.
  24. siehe dazu Kruse 1993, S. 19 ff.; Perrin 1999; Ruhmann 1996, S. 108 ff.; Keseling 2004, S. 54–131
  25. siehe dazu Huber 2015, S. 139–141; S. 237 f.
  26. Hinterhands Unglück. In: Der Spiegel. 8. November 1982, abgerufen am 24. Mai 2018.
  27. Franz Kafka: Tagebücher 1910–1923. Darmstadt o. J., S. 361.